Bauschadstoffe erkennen

Seit jeher versuchen wir, unser Zuhause gegen die Einflüsse der Witterung, Feuchtigkeit, Pilze und Schädlinge zu schützen. Viele Versuche sind erfolgreich und für die Bewohner vollkommen harmlos und sehen dabei meist auch noch ziemlich gut aus – hier kann ein Blick auf erfolgreiche Ideen aus der Vergangenheit nicht schaden.

Leider gab es im Laufe der technischen Entwicklung immer wieder vermeintlich schnelle und billige Lösungen für bauliche Probleme, die sich langfristig als gefährlich und gesundheitsschädlich herausgestellt haben – und das nicht erst seit neuerer Zeit. In fast jedem Haus im Bestand wird sich der eine oder andere Bauschadstoff finden lassen. Dies ist meist nicht sofort ein Anlass, sich verrückt zu machen und eine Totalsanierung zu veranlassen. Wichtiger ist, um die Schadstoffe schon vor dem Kauf einer Immobilie zu wissen und sie, wenn sie den Bewohnern gefährlich werden, schnell unschädlich zu machen.

Schnell zu erkennen sind zum Beispiel Holzschutzmittel, welche manchmal entgegen ihrer vorgeschriebenen Bestimmung im Innenraum zum Einsatz gekommen sind oder sogar manchmal explizit für den Innenraum empfohlen wurden, obwohl sie dafür nicht geeignet sind (bspw. Xyladecor u.a.). Für Dachstühle, konstruktives Holz usw. ist ein chemischer Holzschutz teilweise sogar durch die DIN 68 800 vorgeschrieben.

Am meisten Sinn macht es, hier schon vor dem Kauf einen ausgewiesenen Experten zu Rate zu ziehen, der Probleme aufweist und pragmatische Lösungen vorschlagen kann. Die Kosten hierfür, man sollte mit ca. 600 bis 1.000 € rechnen, machen sich auf lange Sicht mehr als bezahlt.

Die Lage

Auch wenn Sie es genauso wenig mehr hören können, wie ich manchmal. Aber, die Lage ist mit Abstand das wichtigste Kriterium, weil bei Immobilien eben nicht einfach änderbar – außer mit dem Verkauf. Also muss der Standort nicht nur für Sie ideal sein. Im ersten Teil habe ich bereits eine Menge zur idealen Standortfindung geschrieben, gleichen Sie Ihre Bedürfnisse mit dem Angebot ab. Nehmen Sie sich genügend Zeit um vor der Besichtigung sich noch einmal die direkte Nachbarschaft anzusehen. Gleichen Sie die Angaben im Exposé mit der Realität ab – überprüfen Sie für Sie wichtige Punkte. 

Haben Sie auch ein Auge für die direkte Nachbarschaft. Ob nun ein Haus oder eine Wohnung, Sie werden mit den neuen Nachbarn gut auskommen wollen. Deshalb achten Sie je nach Ihrem Lebensentwurf auf entsprechende Indizien. Stehen Kinderwagen oder Rollatoren im Treppenhaus? Ist der Zaun zum Nachbarhaus 3 Meter hoch und videoüberwacht? Welche Autos stehen auf der Straße oder dem Grundstück? Alles Hinweise, welche auf die Nachbarschaftsstruktur hinweisen. Eine alte Dame als Nachbarin kann eine liebevolle Zweitoma für Ihre Kinder werden oder Ihnen das Leben schwer machen, wenn diese so gar kein Verständnis für Ihre Grillparty im Sommer hat. 

Das Grundstück

Neben der reinen Größe und Sonnenausrichtung achtet kaum ein Interessent auf das, was unter dem Rasen verborgen liegt – und damit ist nicht der vielleicht im Garten vergrabene tote Wellensittich gemeint. Natürlich sollen Sie bei der ersten Besichtigung nicht einen Spaten dabei haben oder die Eigentümer nach ihren verstorbenen Haustieren befragen. Aber haben Sie einfach mal ein Auge auf folgende Punkte, gerade wenn es sich um einen Bauplatz für einen Neubau handelt:

Wie ist der Zustand der Straße? Aus welcher Zeit stammt Ihrer Meinung nach die Pflasterung und Beleuchtung? Warum das wichtig oder für sie vielleicht teuer werden könnte? Ganz einfach, Anlieger werden an den Kosten für die sogenannte Erschließung seitens der Gemeinde/Stadt beteiligt. Stehen Sie also gerade vor einem Siedlungshaus aus den 50er Jahren und die Straße präsentiert sich in einem ähnlichen Charme, sollten Sie das im Auge behalten und ggf. mal bei der Gemeinde/Stadt über anstehende Maßnahmen nachfragen. 

Gleiches gilt für die Ver- und Entsorgungsleitungen für Trinkwasser, Ab- und Regenwasser und Erdgas. All diese im Erdreich auf dem Grundstück vergrabenen Leitungen sind mit hoher Wahrscheinlichkeit genauso alt wie das Haus. Weiter dazu, wenn wir uns im Keller befinden. 

Es lohnt sich ein wenig Zeit damit zu verwenden, herauszufinden, was unter der Grasnarbe verborgen sein könnte. Fragen Sie im Zweifel einen Fachmann und bei Verdacht sind ein paar hundert Euro in ein Bodengutachten zu investieren.

Bildschirmfoto 2015-03-02 um 18.15.56.png

Verwendete Baumaterialien

In den Angeboten lesen Sie oft von einem „massiv“ erstellten Einfamilienhaus. Was aber das genau bedeutet, hat man Ihnen sicherlich nicht so oft erklärt, oder?

Massiv bedeutet in den meisten Fällen „Stein auf Stein“ gemauert. Welche Steine dafür verwendet wurden, oder ob andere massive Baumaterialien wie Beton oder Fertigelemente aus Porenbeton Verwendung fanden, lässt sich am besten in der Baubeschreibung finden. Diese liegt in vielen Fällen vor oder kann beim zuständigen Bauarchiv der Stadt oder Gemeinde eingesehen werden.

Warum könnte das für Sie als potentiellen neuen Bewohner von Interesse sein? Es gibt Baujahre in denen man Baustoffe verwendet hat, die man heute nur im Vollschutz unter größtem Aufwand und mit viel Kosten wieder entsorgt, wie z.B. asbesthaltigen Faserzement, der in vielerlei Formen verbaut wurde. Bekannt sind jedem die sogenannten Faserzement-Dach- oder Fassadenplatten der Firma Eternit. Es gab aber auch Jahre, in denen Asbest auch in Putzen, Wandverkleidungen oder sogar in der Auslegeware Verwendung fand.

Welche Baustoffe Verwendung fanden gibt auch Aufschluss über die Bauqualität und somit den Wert des Hauses. Das Baujahr und die Jahre in denen das Haus schon einmal saniert oder umgebaut wurde sind sehr gute Kennzahlen für die weitere Planung und nicht zuletzt entscheidend für den Kaufpreis. 

Keller 

Achten Sie im Keller auf Holzverkleidungen, frisch gestrichene Bereiche und sprechen Sie mögliche Problemstellen offen an. Tasten und klopfen Sie leicht. Aber seien Sie auch nicht zu skeptisch – Kellerräume in alten Gebäuden sind und waren nie trockene Wohnräume. Man nutzte die Räume zum Lagern von Brennmaterial, Vorräten und als Abstellfläche. Ein gesundes Mikroklima in alten Kellern ist eher kühl wirkt dadurch oft feucht. Auch verfügten alte Gebäude früher lediglich über einen gestampften Lehmboden oder einfache Pflasterung statt des heute üblichen Estrichs mit darunter liegendem Betonfundament. Legen Sie Ihr Augenmerk auch auf die Kellerdecke: Welches Material wurde verwendet? Holz, Stahlträger, Mauergewölbe oder Betonelemente? Was für einen Eindruck macht das auf Sie? Holz und Stahl mögen beide keine dauernde Feuchtigkeit – ein Indiz für ein Problem wären Rost und/oder morsche Balken. 

Achten Sie im Keller zudem auf die Hausanschlüsse: Wo verlaufen diese, wie wirken diese auf Sie? Fragen Sie nach Hausanschlüssen wie Trinkwasser, Erdgas, Kommunikation, Ab- und Regenwasser. Bleileitungen für die Trinkwasserversorgung sind inzwischen verboten und müssen sofort ausgetauscht werden. Liegt das Gebäude in einer Senke oder an einem Hang, bei der die Straße weit oberhalb des Kellers liegt, kommen oft sogenannte Hebepumpen zum Einsatz, um das Schmutzwasser in die Abwasserkanalisation zu pumpen. Ein technisches Detail, was bei einer Störung zu einer ziemlich schmutzigen Sache im Keller führen kann. 

Im Keller finden Sie höchstwahrscheinlich auch die Heizungsanlage die in vielen Fällen neben der Wärme- auch die Warmwasserversorgung des Hauses übernimmt. Die durchschnittliche Lebensdauer einer Heizungsanlage beträgt zwischen 15 und 20 Jahren. Ein Blick auf die Herstellerplakette und Sie werden das Baujahr finden. Lassen Sie in Ihrer Finanzplanung immer die mittelfristige Erneuerung der Heizung mit einfliessen.
Erkundigen Sie sich nach der Art der Warmwasseraufbereitung und den letzten Verbrauchswerten und Anzahl der im Haus lebenden Menschen. 

Fenster 

Fenster sind die Augen und die Eingangstür die Visitenkarte eines Hauses, beide geben Ihm ein Gesicht. Gerade bei älteren Gebäuden wird bei der Erneuerung von Fenstern und Türen selten deren architektonische Relevanz beachtet und nur allzu oft werden auf den ersten Blick praktisch anmutende und billige Lösungen verbaut, die aber dem Haus seinen ursprünglichen Charakter nehmen und für ein seelenloses, leeres "Gesicht" sorgen.

Wann die Fenster erneuert wurden, können Sie bei Isolierverglasung fast immer an einer Prägung innerhalb der Scheiben ablesen, oft im Datumsformat Monat/Jahr. Fenster wollen nicht nur geputzt, sondern auch gepflegt werden: öffnen Sie einmal ein Fenster, achten Sie auf den Zustand der Scharniere. Bei Kunststoffrahmen auf die Dichtungen und die Laibungen – also wie das Fenster in die Öffnung eingepasst wurde. Manchmal wurde einfach der Rahmen des alten Holzfensters beibehalten.  

Gut gepflegte Holzfenster können über 100 Jahre alt werden, achten Sie hier auf Anstrich und Zustand des Holzes. Oft lässt sich ein verloren geglaubtes Holzfenster einfach reparieren, statt es auszutauschen, und auch zur Wärmedämmung gibt es einfache, "alte" Lösungen wie z.B. Innenvorsatzfenster für den Winter, die den Charakter des Hauses erhalten.

In den seltensten Fällen werden Sie aber noch Gelegenheit dazu haben, sich hierüber Gedanken machen zu müssen. Holz ist und bleibt jedoch der nachhaltigste Werkstoff für Fenster und Türen – überlegen Sie bei der Neuanschaffung doch einmal, wie Sie das ursprüngliche Gesicht des Hauses beispielsweise mit günstigen dänischen Holzfenstern wieder herstellen. 

PVC-Fenster aus den 70er und 80er Jahren verfügen über einen schlechteren Isolierungswert als heutige Holz- oder Plastikfenster. Aber: das Nachrüsten von sehr dichten und gut isolierenden Fenstern in Altbauten kann zu Problemen wie der Bildung von Kondenzwasser und im weiteren Verlauf zu Schimmel führen. Ein Blick in die Ecken der Fensterrahmen wird Aufschluss darüber geben.